
KuBiS-Brille – Theater + Tanz
Impulse für eigene Wege
Theaterbesuche oder Projekttage können wichtige Impulse für eigene Theaterprojekte der Kurse bzw. Klassen geben. So hat der Besuch der Performance „Punk, Beat…LOL“ der Choreographin Regina Rossi zum Thema „Wut“ den Theaterkurs 12 dazu angeregt, in der eigenen Stückentwicklung ebenfalls von einem Thema auszugehen und dokumentarische Elemente über eine Dokumentenkamera live einzubringen.
Am Beispiel des Puppenspiel-Projekttages zeigt sich, dass die Handhabung einer selbst gestalteten Theaterpuppe durch die Anleitung eines professionellen Puppenspielers eine neue Qualität erreichen kann. Die künstlerischen Anregungen und handwerkliche Einweisung durch den Künstler haben bei den Lernenden Spielfreude und kreative Prozesse in Gang gesetzt, sodass sie schließlich selbst entwickelte Puppenspielszenen fokussiert und fantasievoll vor einem Publikum präsentiert haben.
Nähe, die berührt: Atmosphäre des Vertrauens als Gelingensbedingung
Der Besuch von (Tanz-)Theateraufführungen stellt nicht nur eine unmittelbare ästhetische Erfahrung dar, es werden auch wichtige Reflexionsprozesse bei den Lernenden in Gang gesetzt, wenn es um Inhalte oder auch um körperliche Ausdrucksformen geht. Besonders nachhaltig sind diese Prozesse dann, wenn künstlerische Praktiken selbst erprobt werden können und dies in einem außerschulischen Raum unter Anleitung von Künstler:innen geschieht. Da das Einlassen auf diese Prozesse Vertrauen voraussetzt, ist es notwendig, dass dieses im Verlauf über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden kann und eine Arbeitsatmosphäre geschaffen wird, in der sich Lernende geschützt und gleichzeitig ermutigt fühlen. Dass dies im Projekt „Where the boys are“ gelungen ist, belegt der Podcast von Projektteilnehmerinnen, der im Rahmen der Postproduktion von „Where the boys are“ entstanden ist, eindrucksvoll. Die Schülerinnen betonen, dass sie von der besonderen Arbeitsweise der Künstler sehr profitiert haben. Leider läuft das Förderprogramm „explore dance“ aus, so dass die Fortsetzung der längerfristigen Kooperationen mit der fabrik bislang noch nicht finanziell gesichert ist. Wünschenswert wäre ein regelmäßiges Angebot im Bereich Tanz, wie es beispielsweise am Ratsymnasium Minden über entsprechende Ganztagsangebote realisiert wird. Dort hat eine längerfristige Kooperation eine Tanzpädagogin ermutigt, als Lehrkraft an die Schule zu gehen.
Gegenseitige Wertschätzung
Dass die Verbindung zwischen der Voltraireschule und der fabrik Potsdam von beiden Seiten sehr wertgeschätzt wird, beweist auch die gegenseitige Einladung zu Veranstaltungen. Während die fabrik zur Premiere ihres Stücks „Where the boys are“ an die Voltaireschule kam, bin ich als Vertreterin der Voltaireschule zu einem kulturpolitschen Panel im Rahmen eines Festivals eingeladen. Dort werden kulturpolitische Vertreter:innen des Bundes und der beteiligten Kommunen und Länder, Jugendliche, Lehrer:innen und Choreograf:innen des Projektes explore dance mit lokalen und internationalen Gästen und Zuschauer:innen des Festivals über „Zugänge zum Tanz für junges Publikum“ diskutieren.
Wunschvorstellung: Schuljahresprojekt mit fester Kooperation
Besonders intensiv kann eine Kooperation dann sein, wenn sie als Projekt über ein ganzes Schuljahr angelegt ist. Dies war bislang in den WÄH-Theaterprojekten des 10. Jahrgangs möglich, die auf einer festen Zusammenarbeit mit freien Theaterpädagog:innen basierten. Diese Kooperation wurden bis zum Schuljahr 2021/22 über die im Jahr 2022 ausgelaufene „Initiative Sekundarstufe 1“ vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert. Auch das Programm „Aufholen nach Corona“, das im vergangenen Schuljahr die Finanzierung ermöglichte, ist inzwischen eingestellt. Hier konnte bislang kein Ersatz gefunden werden. Damit entfällt zwar nicht das WÄH-Projekt insgesamt, jedoch werden die Schüler:innen um die für ihre Persönlichkeitsentwicklung wichtige Erfahrung gebracht, mit außerschulischen Küntler:innen zusammenzuarbeiten.
Eine über ein ganzes Schuljahr angelegte Kooperation mit einem Theater (wie ich sie beispielsweise in Minden in der Kooperation von Stadttheater und Ratsgymnasium kennenlernen durfte, wird vom Hans-Otto-Theater zur Zeit aus Gründen fehlender zeitlicher und finanzieller Kapazitäten ausgeschlossen, wie ich während meiner Hospitation erfahren musste. Das Hans-Otto-Theater selbst bietet Führungen, Workshopangebote und das Format „Premierenklasse“ an.